Kaffeeanbau: Wie wird Kaffee angebaut?

Kaffeeanbau: Wie wird Kaffee angebaut?

Angelo Hey
Aktualisiert am Mo. 26. May 2025

Kaffeeanbau - Das Wichtigste in Kürze:

  • Wo wachsen Kaffeebohnen: Kaffee wird häufig in Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Malaysia, Vietnam, Kenia, Ruanda und Äthiopien angebaut.
  • Wie wächst Kaffee: Die Kaffeepflanze wird eingepflanzt, wächst aus und trägt dann Früchte, aus denen Kaffee hergestellt wird.
  • Kann ich Kaffee in Deutschland anbauen: Ja, Du kannst Kaffee in Deutschland anbauen, aber nur unter gewissen Anforderungen.
  • Kaffee rösten bei Ten Farmers and Bananas: Röste Deinen eigenen Kaffee in Berlin bei Ten Farmers and Bananas in Berlin.

Vor zwei Jahren pflanzte Angelo auf seinem Stück Land in Kenia seine ersten Kaffeebäume. Dieses Jahr plant er, alle kenianischen Kaffeesorten anzupflanzen. Um seine Kaffeesetzlinge zu bekommen, recherchierte er im Netz, telefonierte, erkundige sich auf der Straße und fragte Bekannte, deren Eltern Kaffee angebaut haben. Nach einiger Recherche erhielt er den Tipp, es im Coffee Research Institut zu versuchen, welches sich knapp 40min außerhalb Nairobis befindet. Das Coffee Research Institut ist eine Zweig-Abteilung der Kenya Agricultural and Livestock Research Organization und erforscht und verkauft verschiedene Kaffeesorten.

Hier kauft Angelo die Sorten SL28, SL 34, K7, Ruiru 11, Ruiru Grafted und Batia für 30 Cent das Stück.

Coffee Research Institute in Kenia.

Angelo entschied sich dafür, seine Kaffeesetzlinge im Coffee Research Institut außerhalb Nairobis zu kaufen. Dort erhielt er zu seinen Kaffeesetzlingen auch eine Beratung zur Pflanzung der Kaffeesetzlinge und Vorbereitung der Erde. Warum ist es Angelo wichtig, eine Vielfalt an kenianischen Kaffeebäumen anzubauen? Kenianischer Kaffee gilt als einer der am höchsten gehandelten Kaffees der Welt. Die feine Säure und edle Fruchtbarkeit mit dem saftigen Geschmack machen kenianische Kaffeebohnen so beliebt.

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— Angelo Hey

Wo wird Kaffee angebaut?

Der Kaffeebohnen-Anbau erstreckt sich rund um den Globus. Zu den wichtigsten Anbauländern von Kaffee gehören Brasilien, Mexiko und Kolumbien in Lateinamerika. Malaysia und Vietnam in Asien und Kenia, Ruanda und Äthiopien in Afrika. Aber auch in Australien wird Kaffee angebaut. Der Kaffeestrauch stammt ursprünglich aus Äthiopien. Zum ersten Mal wurde Kaffee wohl vor 600 Jahren im Jemen angebaut. Nur in Äthiopien und im Norden Kenias gibt es in weiten Teilen ursprünglichen, genetisch wild wachsenden Kaffee.

Eine Person pflanzt eine kleine Kaffeepflanze.

Im Falle Kenias zieht sich der Äquator quer durch die horizontale Mitte des Landes. In zwei Geozonen erstrecken sich Gebirgsketten und sorgen für Feuchtigkeit und Niederschlag.

Der ostafrikanische Staat besitzt die zweitwichtigste Kaffeebörse nach New York, jedoch ist der Kaffeeanbau hier leider auf einem absteigenden Ast, denn Land als Spekulationsobjekt ist in einigen Teilen inzwischen mehr Wert als Kaffeeanbau, insbesondere in der Region um Nairobi.

Wenn man sich abseits der Hauptstraße bewegt, trifft man schnell auf große Kaffeeplantagen. Einige davon liegen jedoch brach, da die Stadt schnell expandiert.

Angelos Land, welches er von seinem kenianischen Opa geerbt hat, ist etwa ein Acres groß (ca. 4047 Quadratmeter) und befindet sich 15 Kilometer außerhalb von Nairobi.

Was für Bedingungen sind für den Kaffeeanbau optimal?

Kaffee gedeiht am besten dort, wo es lockeren, tiefen Boden mit hohem Humusanteil gibt. Kenias vulkanischer Boden, mit seiner feinen Säure, eignet sich hervorragend für den Kaffeeanbau.

Bedingungen

  1. Intensive Sonnenstrahlung
  2. Zwischen 15 und 30 Grad Celsius Außentemperatur
  3. 1500-2000 Millimeter/Quadratmeter Niederschlag

Jede Kaffeesorte hat individuelle, optimale Bedingungen, um zu wachsen. Beispielsweise sind Arabica-Kaffee-Sorten Hochlandgewächse, die am besten in Höhenlagen von etwa 900 Metern gedeihen. Je höher die Lage, desto langsamer wächst die Kaffeekirsche. Sie wird dadurch härter. Eine besondere Qualität lässt sich erkennen, wenn die Kaffeekirsche bläulich schimmert.

Robusta-Kaffee-Pflanzen hingegen sind etwas weniger empfindlich und können auf niedriger gelegenen Anbauflächen sprießen.

Die Blütezeit des Kaffees richtet sich nach Niederschlag, nicht nach der Temperatur. In Kenia gibt es aufgrund der kurzen und langen Regenzeit zwei Erntephasen.

In Deutschland werden ungeröstete und von der Schale und Frucht befreiten Gattung Coffea als Rohkaffeebohne bezeichnet.

Kaffee sollte nicht neben anderen Pflanzen wachsen, da der Kaffee dadurch durch anderes Wurzelwerk gestört wird. Am besten wird Kaffee nur neben Kaffee gepflanzt.

Auch Schattenpflanzen, sogenannte Mutterpflanzen, sind für den Kaffeeanbau wichtig, damit die Kaffeebüsche nicht permanenten den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind. Als äquivalent und um die gleiche Wirkung zu erzielen, wird Kaffeeanbau auch an ausgewählten Hängen betrieben.

Ein Kaffeebaum kann bis zu 12 Meter hoch wachsen, würde er nicht für den kommerziellen Anbau gestutzt werden. Auf einer Kaffeeplantage werden die Kaffeebäume häufig nur bis zu zwei Meter hoch.

Wie wird Kaffee angebaut?

Jede Kaffeeplfanze hat ihre eigene Wurzelstruktur, weshalb der Abstand der Setzlinge für den Kaffeeanbau weltweit unterschiedlich ist.

Kaffeepflanze
Abstand
Batia, Ruiru 11
1,5 x 1,5 m
SL 28, SL 34, K7 und Ruiru Grafted
2 x 2 Meter

Für junge Kaffeepflanzen wird ein Loch von 60 Zentimeter Tiefe gegraben. Die Erde wird dann unterschieden zwischen der Top-Soil, also der oben angelegten Erde, die 20 Zentimeter Tiefe aufweist und der Sub-Soil der unten anliegenden Erde, die 40 Zentimeter Tiefe hat.

Kaffeepflanze wird in ein Erdloch eingepflanzt.

Zunächst entsteht also ein tiefes Loch, tiefer, als der Kaffeesetzling gesetzt wird, um die Wurzeln anderer Gewächse zu durchtrennen. Sonst würden diese die Nahrungsaufnahme der jungen Pflanze stören.

Eine Person pflanzt Kaffee auf einem Feld.

Die Top-Soil sollte eine Mischung sein, die besonders nährstoffreich ist und der jungen Kaffepflanze Kraft zum Wachsen gibt, also wird empfohlen, sie mit einer Mischung aus Erde und Dünger aufzuwerten. Wichtig ist eine ausreichende Versorgung der Kaffeepflanze mit Phosphor, Kalium, Kalzium und Magnesium, sowie Stickstoff in mäßiger Menge.

Die Nährstoffzufuhr sollte einen gesunden PH-Wert von 4,5 bis 5,5 garantieren. Tägliche Bewässerung der Kaffeepflanzen ist ein Muss. Nach dem Anpflanzen muss die Erde konserviert werden. Das kann man mit den passenden Zwischenfrüchten erreichen. Dazu gehört zum Beispiel Bohnenanbau für die Stickstoff-Fixierung.

Welche Kaffeesorten werden am häufigsten angebaut?

Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Kaffeesträucher besitzen eine ausgeprägte genetische Vielfalt. Kaffee gehört zur Gattung “Coffea”, von der es weltweit ca. 500 Gattungen und mehr als 6.000 verschiedene Kaffee-Arten gibt. Wirtschaftliche Bedeutung haben aber nur zwei Kaffeesorten: Arabica und Robusta. Die kenianischen Kaffeevariationen der Art Arabica sind SL 28, SL 34, Ruiru11, Ruiru 11 Grafted, K7 und Batia. Robusta Arten werden in Kenia nicht angebaut.

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— Angelo Hey

Die Blütezeit eines Kaffeebaums beträgt nur wenige Tage und die Blüten sind nur für einen kurzen Zeitraum am Tag bereit für die Befruchtung. Die Coffea Arabica ist als einzige Art ein Selbstbefruchter. Andere Arten, unter anderem Robusta, sind typische Fremdbefruchter und sind von den landestypischen Insekten abhängig.

Eine ausgewachsene Kaffeepflanze kann in einer Vegetationsperiode bis zu 40.000 Blüten hervorbringen. Die Vegetationsperiode ist der Zeitraum im Jahr, in dem die klimatischen Bedingungen das Wachstum von Kaffeepflanzen ermöglichen.

Dies umfasst in der Regel die Monate, in denen die Temperaturen für die jeweilige Kaffee-Pflanzengattung angemessen genug sind und ausreichend Niederschlag fällt, um das Pflanzenwachstum zu unterstützen.

Durch geschicktes Kreuzen ist es gelungen, einige Variationen der Kaffeepflanzen dahin zu bringen, dass sie bereits eineinhalb Jahre nach ihrer Anpflanzung erntereife Früchte tragen. Dazu gehören in Kenia die Typen Batia, Ruiru 11 und Ruiru Grafted. Die Kaffee-Gattungen SL 28, SL 34 und K7 benötigen zwei bis drei Jahre, bis sie Früchte tragen.

Die ersten Anzeichen von Fruchtbarkeit sind weiße Blüten, die an den Spitzen der 8-15 Zentimeter langen und 4-6 Zentimeter breiten Blätter aufblühen.

Blühende Kaffeepflanze.

Kaffee-Früchte (Steinfrucht) sind zunächst grün und färben sich dann gelb, bevor sie ein leuchtendes Rot annehmen und ihre Erntereife erlangt haben. Nach sechs bis zwölf Wochen erlangen die Kaffeekirschen eine Größe von 1,5 Zentimetern. Bei den Arabica Pflanzen reifen die Steinfrüchte in sechs bis acht Monaten, bei den Robusta-Pflanzen in neun bis elf Monate.

Eine Person hält Kaffeekirschen an einem Ast.

Wie wird Kaffee geerntet?

In Kenia wird Kaffee mit der Hand geerntet. Der Tagesbetrag eines erfahrenen Kaffee-Pflückers liegt bei 60 bis 100 Kilogramm Kaffee. Das ist das Nettogewicht der Kirsche. Die Kirschen werden anschließend noch entkirscht.

Eine Person pflückt Kaffeebohnen.

Dabei wird die Kaffeehaut entfernt und eine glitschige Schicht bleibt auf der Bohne. Diese Bohne wird dann entweder in der Sonne getrocknet, bevorzugt wird sie aber gewaschen, um die glitschige Schicht zu entfernen. So wird verhindert, dass alles, was an ungewollten Aromen in der Schicht hängen bleibt, mit einfließt. Durch das Waschen bleibt eine einheitliche Geschmacksnote.

In unserem Klimaprojekt in Kenia verwerten wir die Haut der Kaffeekirsche, indem wir sie pyrolysieren und als Biochar, wieder der Erde zurückführen, mit dem Ziel einer Bodenverbesserung. “Pyrolisiertes Biochar” ist auch bekannt als Pflanzenkohle.

Kann ich in Deutschland Kaffee anbauen?

Ja, es ist möglich in Deutschland Kaffee anzubauen, im heimischen Gewächshaus oder in stetig warm gehaltenen Räumlichkeiten. Die Kaffeepflanze wird wahrscheinlich keine Früchte tragen. Kaffee verträgt jedoch keinen Frost und muss daher vor Temperaturen unter null Grad geschützt werden. Insbesondere die Arabica-Pflanze ist, wie bereits erwähnt, ein Selbstbestäuber und die Robusta kälteempfindlicher als die Arabica. Selbst wenn die Kaffeepflanze Früchte hervorbringt, dann nur einmalig und so wenig, dass die Ernte höchstens eine Tasse Kaffeekirschen beträgt. In Deutschland sind die klimatischen Bedingungen für eine Kaffeepflanze nicht gegeben, weshalb es schwierig ist, Kaffee in Deutschland mit viel Ertrag anzubauen. Möchtest Du die Kaffeepflanze nicht nur als Nutzpflanze einsetzen, sondern in der Pflege die Challenge sehen, kann man dem Kaffeeanbau in Deutschland eine Chance geben.

Worauf sollte ich bei der Auswahl meines Kaffees achten?

Du solltest darauf achten, dass Dein Kaffee schonend geröstet wurde(https://gokonfetti.com/de-de/magazine/kaffee-roesten/) und die Kaffeebohnen eher von einer kleinen Rösterei beziehen. Welcher Kaffee gut für Dich ist, hängt natürlich auch von Deinem Geschmack ab, jedoch sind schonend geröstete Kaffees magenverträglicher.

Für mich hat der Geschmack auch eine Tageszeit. Eventuell ist Dir morgens eher nach kräftigen Kaffeegeschmack und das Wachwerden steht für Dich im Vordergrund. Hier sind dunklere Röstungen taktgebend. Allerdings dürfen Kaffeebohnen nicht zu ölig und zu aschig sein, da hier sind bereits alle Aromen verloren egangen sein könnten.

Bevorzugst Du einen fruchtigen Geschmack, oder eine Tasse Kaffee, die eher an Tee erinnert, sind helle Röstungen, die bessere Wahl. Die Kaffeebohnen sollten alle die gleiche Farbe haben und nicht bunt sein.

Risiken beim Kaffeeanbau:

Es gibt auch gewisse Risiken im Kaffeeanbau. Sowohl Klimawandel, Preisschwankungen oder soziale Risiken. Durch Extremwetterereignisse wie Dürre, Stürme oder Überschwemmungen können ganze Ernten ausfallen. Dadurch schwankt dann der Kaffeepreis weltweit, worunter die dann die Produzenten leiden. Außerdem gibt es in der Kaffeeindustrie auch soziale Risiken wie Zwangsarbeit, schlechte Arbeitsbedingungen oder Ausbeutung von Arbeitern. Aus diesen Gründen ist es empfehlenswert, genau darauf zu achten, woher Kaffee bezogen wird.

Über den Autor: Angelo Hey ist Inhaber einer kosmopolitisch konzipierten Kaffee- und Tee-Marke, die einen holistischen Ansatz verfolgt. Als Sohn deutscher und kenianischer Eltern, die im Bereich Entwicklungshilfe arbeiteten, wuchs er in mehreren Ländern auf.