Was bedeutet Terroir im Wein und was sind Terroir-Weine?
Terroir - Das Wichtigste in Kürze:
- Terroir-Definition: Terroir beschreibt die natürlichen Bedingungen eines Ortes (Klima, Boden, Topografie) und Weinbautraditionen, die den Geschmack des Weins prägen.
- Terroir Einflussfaktoren: Wichtige Faktoren sind Klima, Bodenart, Topografie und lokale Weinbau-Praktiken.
- Bodenwirkung: Verschiedene Böden verleihen Weinen spezifische Geschmacksprofile und Stile.
- Erkennung von Terroir-Weinen: Terroir-Weine zeichnen sich durch ihren einzigartigen Charakter aus, der die Herkunft widerspiegelt und bei Verkostungen verschiedener Regionen erfahrbar wird.
- Du möchtest verschiedene Weine verkosten? Besuche einen Weinabend in Berlin und probiere verschiedene Weine in gemütlicher Atmosphäre.
Bist Du neugierig, was den Geschmack Deines Lieblingsweins wirklich ausmacht? Der Begriff „Terroir“ beschreibt, wie Natur und Tradition den Charakter eines Weins formen. Hier spielen Faktoren wie Klima, Boden und bewährte Anbaumethoden zusammen, um jedem Wein seine spezifische Note zu verleihen. Erfahre, wie diese Elemente ineinandergreifen und warum sie für den einzigartigen Geschmack und Stil Deines Weins entscheidend sind.
Was bedeutet Terroir?
Neben vielen schönen französischen Weinwelt-Wörtern wird auch oft der Begriff „terroir“ [teruá] verwendet. „Terroir“ kommt aus dem lateinischen „terra“ – Erde.
Terroir Definition: Unter Terroir versteht man alles, was an einem bestimmten Ort von der Natur geprägt ist und den Geschmack des Weines beeinflusst. Auch Weinanbautraditionen lassen sich im Laufe der Zeit in diesen komplexen Begriff integrieren. Und am Ende entsteht ein unverwechselbarer Weinstil, der allerdings nicht einfach zu definieren ist und sogar eine etwas mystische Bedeutung hat.
In der klassischen, ursprünglich französischen Weinklassifikation spielt das Terroir definitiv eine größere Rolle als die Rebsorte oder der Jahrgang. Nehmen wir zum Beispiel den Grauburgunder vom Kaiserstuhl in Baden und den Pinot Grigio aus dem Friaul in Italien. Die gleiche Rebsorte ergibt selbst für den ungeübten Gaumen völlig unterschiedliche Weine.
Welche Faktoren stecken hinter Terroir?
Die Faktoren, die das Terroir am stärksten beeinflussen, sind folgende:
- Das Klima in einem bestimmten Weinbaugebiet: Insbesondere Temperatur und Temperaturschwankungen, Regen- und Sonnentage, Wind, Risiken von kleineren und größeren Abweichungen oder Katastrophen
- Mikroklima in einer konkreten Weinlage: Beispiel: Trotz des allgemein ungünstigen Klimas für den Weinbau in Brandenburg gibt es in Werder an der Havel eine mikroklimatisch günstige und seit Jahrhunderten anerkannte Weinlage
- Topografie der Landschaft: Höhe, Wassernähe, Hanglage, Neigung
- Boden: Mineralik, Feuchtigkeit und andere Eigenschaften
- Natürliche Umgebung: Wälder, Wiesen, Felder mit bestimmten Pflanzen und auch Tieren, Meer oder Gewässer anderer Art usw.
- Wurzelstock: Eigene Wurzel (wurzelecht) oder Pfropfung auf Reben anderen Ursprungs
- Weinbautraditionen: Erziehungsart der Reben, verwendete Düngermittel, üblicher Lesezeitpunkt usw.
Wie beeinflusst der Boden den Wein?
Wenn wir mit Winzern ins Gespräch kommen, werden sie sicher als erstes die Rolle des Bodens für die Stilistik ihrer Weine betonen. Oft scheint es so wichtig zu sein, dass wir gleich auf den Weinflaschen gleich etwas lesen können wie „Riesling vom Blauen Schiefer“, „Merlot vom Löss“, „Muschelkalk Grüner Veltliner“ oder einfach „Urgestein“ oder „Terra Rossa“.
So beeinflusst der Boden den Wein:
- Basische Böden (Kalk, insbesondere Kreide) ergeben Trauben mit viel Säure.
- Saure Böden (Kiesel, Granit, Quartz, Sand) ergeben Trauben mit wenig Säure.
Weitere wichtige Details zum Einfluss des Bodens auf den Wein:
- Kiesel (z. B. Châteauneuf-du-Pape in Frankreich), Muschelkalk (z. B. Silvaner aus Franken), Granit (z. B. Weine aus den Regionen Beaujolais in Frankreich, Wachau in Österreich oder Rías Baixas in Spanien) sorgen für eine besondere Mineralität und Rassigkeit der Weine.
- Schiefer: Oft leichte Weine höherer Qualität, z. B. einige Rieslinge.
- Sand (viele Küstenweine): intensive Aromatik.
- Löss (viele Weine aus Deutschland): längere Lagerfähigkeit.
- „Feuerstein“, der immer häufiger auf den Etiketten auftritt, ist von sich keine konkrete Bodenart, sondern eine positive Bezeichnung des Weingeschmacks, der sehr trocken, klar, mineralisch und leicht rauchig ist. Beispiele: Chablis, Sancerre, Poulliy-Fumé, Vernaccia di San Gimignano.
- „Urgestein“ beschreibt einen vielfältigen, unbestimmten Boden.
Was für Terroir Weine gibt es?
Das wohl bekannteste Terroir-Gebiet ist die Champagne, die als Weinanbaugebiet und Kulturlandschaft sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Viele Schaumweine der Welt werden nach dem Champagneverfahren hergestellt, aber das ist nicht alles. Nicht umsonst haben die Winzer dieser Region, die übrigens nur zwei Autostunden von Paris entfernt ist, dafür gekämpftm dass nur ihre Weine Champagner genannt werden dürfen.
Der Boden trägt wesentlich zum unverwechselbaren Charakter des berühmtesten Schaumweins der Welt bei. Die Böden der Champagne sind sehr kreidehaltig - und das seit Jahrmillionen. Das sorgt für die für Schaumweine besonders wichtige Säure und Frische. Und die Nuancen der Bodenstruktur in den verschiedenen Unterregionen der Champagne sorgen für die Vielfalt der edlen Tropfen.
Das raue Klima mit dennoch optimaler Sonneneinstrahlung und Niederschlagsmenge ermöglicht den nahezu idealen Anbau von Chardonnay-, Pinot Noir- und zunehmend auch Pinot Meunier-Trauben für die Champagnerproduktion. Stillweine hingegen wären in dieser Region oft zu säuerlich und charakterlos.
Kann man Terroir im Wein schmecken?
Vielleicht ist es einfacher als Du denkst, das Terroir im Wein zu schmecken. Organisiere mit Deinen Freunden eine kleine Weinverkostung – mit drei Rieslingen - einem von der Mosel, einem aus dem Rheingau und einem weiteren Riesling aus einem anderen Weinland, beispielsweise Frankreich (Elsass), Italien, Österreich oder Neuseeland.
Alle drei Weine sollten trocken sein und ungefähr den gleichen Alkoholgehalt und Preis haben. Bei der Weinprobe wirst Du deutliche stilistische (nicht einfach geschmackliche) Unterschiede merken. Ein schlanker, feiner Moselwein mit einem Hauch von Honig im Aroma, ein lebendiger, vollmundiger Rheingau-Riesling und beim dritten Wein vielleicht etwas exotische oder zumindest ungewohnte Noten. Und wenn wir das nächste Mal andere Rieslinge probieren, werden wir noch deutlicher merken, was den Wein aus einem bestimmten Gebiet ausmacht und wiedererkennbar macht.
Natürlich kannst Du solch eine Weinprobe auch mit Chardonnay, Grauburgunder, Spätburgunder oder Syrah probieren. Teilweise werden wir die Unterschiede je nach Region gut erkennen und beschreiben können. Teilweise bleibt aber bei ihren Terroirs immer ein Hauch Magie.